Heidelberg anders kommunizieren

Letzten Sonntag war ich Heidelberg. Nein, ich schreibe jetzt nicht über die romantische Kultur- und Studentenstadt, das Heidelberger Schloss, den Philosophenweg oder die dominierende Fußgängermeile „Hauptstraße“ mit ihren unerschöpflichen Shops und Kneippen. Darüber ist genug geschrieben. Weniger jedoch, wie ich finde, über das frühindustrielle Heidelberg und was zu Beginn des 21. Jahrhunderts daraus geworden ist.

Schreiben werde ich über das „Quartier am Turm“ im südlichen Stadtteil in Heidelberg-Rohrbach. Mein Schwager bezog dort mit seiner Frau eine von insgesamt 550 Wohnungen. Nach einem leckeren Geburtstagsessen unternehmen wir einen einstündigen Verdauungsspaziergang durch das neue Quartier mit 1700 Bewohnern. Neben meiner Frau habe ich die Schwiegereltern an meiner Seite. Wir laufen am Montessori-Kindergarten und Spielplätzen entlang, bestaunen den Quartiersaal mit großzügigen Außengelände, besichtigen eine Nachbarschaftswohnanlage, erfreuen uns an den leuchtend roten und gelben Wildäpfeln in den Vorgärten.  Auf dem Spaziergang beeindrucken mich die Musikgärten: „Sätze“ aus Werken der Komponisten Händel, Mozart und Verdi sind auf grauen Stelen verständlich beschrieben, Rosenbeete in Form der Klaviatur eines Pianos angelegt.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg gegründet, 1899 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und die neue Industrieanlage in Rohrbach errichtet. Auf 150.000 Quadratmetern befand sich ein Sägewerk mit Trockenhallen, Schmiede- und Schlosserwerkstätten, zahlreiche Fertigungshallen mit rund 400 Meter Länge. Ab 1902 wurden die Heidelberger Straßenbahnwaggons gefertigt, zehn Jahre später die Berliner U-Bahn beliefert.

2002 begann die Stadt Heidelberg mit der Entwicklung des „Wohnquartiers am Turm“, 2012 wurde es fertiggestellt. Industrielle Fassadenelemente und der historische Wasserturm blieben erhalten, das Ziegelrot zieht sich durch das gesamte Quartier.

Bei dem Familienspaziergang denke ich an das neu entstehende Hafenviertel in Offenbach, den EVO-Lastenkran, den blauen Hafenkran mit DB-Waggon, hoffe, dass uns die industriellen Kulturgüter erhalten bleiben. Gerne würde ich mit meiner Frau und Freunden noch ein paar Jahre im Hafengarten gärtnern. Auch ab Frühjahr 2014 die geplanten Kleinkunstveranstaltungen der Hafengärtner im hübsch gestalteten Waggon genießen. Aus Waggons entsteht auch in Offenfach Neues. Aber dazu mehr von mir in der nächsten Ausgabe von Mut & Liebe.

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