Autorschaft

Mit knapp 50 Jahren fing ich an, erste Gedichte zu schreiben. Zu dem Zeitpunkt war ich als leitender Angestellter eines Sozialunternehmens für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Bei einem ersten Buchprojekt „Wir brauchen noch Kaffee und Zucker“, stellte ich fest, dass ich mit meiner Art zu schreiben Menschen erreichte. Auch dem Vorstandsvorsitzenden gefiel meine Arbeit, die Texte waren ihm aber häufig zu „poetisch“. Seine Textkritik forderte mich dazu heraus, meine ersten literarischen Gehversuche zu starten.

In meiner Heimatstadt, der „Arrival City Offenbach“, kam ich mit Menschen aus unterschiedlichsten Ländern bei Lesungen und Vernissagen in Kontakt. Darunter waren Künstler:innen, mit denen ich begann, über Malerei, Musik und Literatur zu sprechen. In den Dialogen flochten wir Geschichten ineinander und es war unausweichlich Schreibstift und Notizheft in die Hand zu nehmen.

Erste Schritte mit eigenen Texten

Die Zeit half meinem Schreiben auf die Füße und ich fasste Mut, mit meinen Texten nach draußen zu gehen. So traf ich mich wöchentlich mit der Offenbacher Lyrikerin Sigrid Katharina Eismann in der Galerie Grün in der Herrnstraße. Sie hörte mir beim Vorlesen zu, fügte mit Füllfeder und tintenverschmierten Fingern den Gedichten ein Wort hinzu und strich ein anderes durch.

Schließlich hatten wir die Idee, unsere Texte an anderen Orten vorzulesen. Wir fanden drei Mitstreiter:innen (Leo Pinkerton, Ingrid Walter und Gisela Wölbert) und trafen uns zu wöchentlichen Schreibtreffs und zur Textkritik. Einmal im Monat gaben wir die besten Gedichte und Geschichten bei Lesungen in Cafeś, Blumenläden, Lederfachgeschäften, Buchhandlungen, Modeläden und anderen Orten zur Mittagszeit der Öffentlichkeit preis.

Die Lesungen veröffentlichten wir 2014 in der Anthologie „Literatur zur Werkzeit“ in den Offenbacher Editionen bei Berthold. Unsere kleine Auflage des schönen Bändchens wurde ein Erfolg, auf den wir heute noch angesprochen werden und alle Teilnehmer:innen arbeiteten seither an ihrer Autorschaft weiter.

Für mich war es auch eine Zeit der Selbstreflexion über meine weitere berufliche Laufbahn. Durch das Schreiben war mir klar geworden, dass meine kreative Seite im Angestelltenberuf nicht genug Futter bekam und so machte ich mich als Texter selbständig. Mit alleMunde – anders kommunizieren entwickelte ich Texte und Bildideen für Print-, Web- und Social-Media Anwendungen, einfach und verständlich, authentisch und lebendig, substanziell und überzeugend.

Während meiner Tätigkeit entstand der Wunsch, mein Wissen über Sprache weiterzugeben. Ich bildete mich weiter, erwarb die notwendigen Zertifikate. Mittlerweile unterrichte ich als selbstständiger Lehrbeauftragter Deutsch als Fremdsprache. Alle drei Monate unterbreche ich meine Lehrtätigkeit und lege eine ein- bis zweiwöchige Schreibpause ein. Neben dem Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten arbeite an meinem ersten Erzählband.

Lesungen mit Musik und Malerei

Als Autor fasziniert mich bei öffentlichen Auftritten das unmittelbare Zusammenspiel von Literatur, Musik und Malerei. Das kann die Vernissage einer Malerin in einer Galerie sein, bei der ich den Werken in einem Bild-Wort-Dialog mit Gedichten die Hand reiche oder eine Lesung mit Autor:innen, bei der Gedichte und Kurzgeschichten mit musikalischen Interpretationen neue Hörerlebnisse eröffnen. Durch den Dialog oder Trialog von Wörtern, Bildern und/oder Klängen entsteht Neues, bei dem sowohl Künstler:innen als auch Gäste zu neuen Sicht- und Denkweisen herausgefordert werden, die häufig einen spannenden Austausch zur Folge haben.

Die musikalischen Leseprojekte

Mit meinem Schreibprojekt „Buchstabenwerkstatt HER | AN | ZU | KUNFT“ veranstaltete ich mit den Teilnehmer:innen und dem Gitarristen Pit Uferstein bei der vhs Offenbach einen musikalischen Leseabend. Das geschah anlässlich des Jubiläumsjahres „100-Jahre Volkshochschule“ (2019). Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse organisierte ich eine Online-Lesung mit der vhs-Cloud des Deutschen Volkshochschulverbandes (2020) und eine musikalische Lesung mit kurdischen Musikern im Café Ellis in Hanau (2021).

Im Sommer 2022 gestaltete ich mit Teilnehmer:innen der Offenbacher Buchstabenwerkstatt und dem E-Gitarristen Torsten Buckpesch eine Hoflesung im Offenbacher Mehrgenerationenhaus in der Reihe „Sonntags um fünf“.

Zwei Lesungen führte ich bei den Naturfreunden Offenbach im Gärtnerhäuschen auf dem Bieberer Berg durch. Dort trug ich im Herbst 2022 im Park Gedichte vor und sprach mit dem Publikum über meine Schreibprozesse als Autor. Im Winter 2023 veranstaltete ich mit dem Gitarristen Torsten Buckpesch eine musikalische Lesung im Gärtnerhäuschen mit zwei Kurzgeschichten aus „Literatur zur Werkzeit“ und lyrischer Performance mit dem lyrischen Prosasextett „Der blaue Kran“

Wort-Bild-Dialoge

Drei Wort-Bild-Dialoge unter dem Titel „Augenglücke und Ohrenschmaus“ realisierte ich mit der Offenbacher Malerin Malgorzata Scholz. 2018 im Rahmen der Offenbacher Kunstansichten im Hafengarten, gemeinsam mit der Lyrikerin Katharina Eismann und dem Percussion-Künstler Günther Bozem. Malgorzata Scholz malte zur musikalischen Lesung vor dem Hafenwaggon. Zwei Wort-Bild-Dialoge fanden jeweils bei Vernissagen in der Geburtsklinik im Ketteler-Krankenhaus Offenbach (2017) und in der Galerie Bilderhaus Frankfurt, musikalisch begleitet vom Gitarristen Pit Uferstein, statt (2021).

Schreiben Sie mir, wenn Sie Ihre Kunst- oder Kulturveranstaltung planen und
mit einer musikalischen Lesung bereichern möchten:

johann.kneissl@allemunde.de