Krähenpaläste in der Offenbacher Innenstadt

Seit Mitte Februar beobachte ich in der Ludwigstraße vom Küchenfenster den Nestbau der Saatkrähen. Die Tiere tragen ein schwarz glänzendes Federkleid und können durch ihre weißen unbefiederten Schnabelwurzeln und buschigen Beinhosen gut von Kohlraben und Rabenkrähen unterschieden werden.

Hoch interessant fand ich den knapp drei Wochen andauernden Nestbau: Die benötigten Zweige werden aus den Baumkronen „geknackt“, das Astwerk dabei richtig durchgeputzt. Zum Auskleiden des Nestes werden in den Kronen Blätter und Moos gesammelt. Saatkrähenpaare wechseln sich beim Einholen des Baumaterials ab, während die eine Krähe unterwegs ist, baut die andere am Nest.

Zwischen Berliner und Frankfurter Straße haben drei Paare in luftiger Höhe richtige „Paläste“ in Platanenkronen  zurechtgezimmert. Gebaut wurde in den Morgenstunden bis 11 Uhr, danach wieder ab dem späten Nachmittag. Um die Mittagszeit werden sie von ihren Freunden zur gemeinsamen Futtersuche abgeholt, ebenso nach Einbruch der Dunkelheit zum Aufsuchen der Schlafplätze. Die geselligen Tiere leben und brüten in Kolonien.

Gab es früher große Kolonien, die von den Getreidebauern gefürchtet waren, so leben heute in Deutschland laut Naturschutzbund NABU durch die intensive Bodennutzung und den Chemikalieneinsatz nur noch rund 50. 000 Brutpaare, in einigen Bundesländern stehen die Saatkrähen auf der Roten Liste. Sie sind ganzjährig geschützt. Der europäische Gesamtbestand wird auf rund 15 Millionen geschätzt. Im Winter verweilen hierzulande Hunderttausende Saatkrähen aus Osteuropa.

Die Vögel ernähren sich aus Würmern, Mäusen und Früchten. Sie legen 2 bis 6 Eier, nach zweieinhalb Wochen schlüpfen die Jungen, während der Brut- und Aufzuchtzeit versorgt das Männchen seine Partnerin und die Jungvögel mit Nahrung. Die Tiere sind nach fünf Wochen flügge.
Der Nestbau war selbst in den blattlosen Platanen schwer zu fotografieren, Astwerk und Fruchtstände geben nur selten die Sicht auf die Saatkrähe frei.

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