Prosa, Piano und Mozzarella

Letzten Mittwoch brachte unsere fünfköpfige Schriftstellergruppe „Autoren unterwegs in Offenbach“ mit ihrer 10. Lesung „Literatur zur Werkzeit“ das Konzept der literarischen Mittagspause überzeugend auf den Punkt: Einmal im Monat den Arbeitstag um 12.00 Uhr unterbrechen und in entspannter Atmosphäre zu kulinarischen Häppchen Literatur und Musik genießen. Und das an Orten und zu einer Zeit, wo niemand damit rechnet.

Diesmal war die renommierte Käsefabrik L’ABBATE in der Offenbacher Innenstadt unser Gastgeber. 35 Literatur- und Musikfreunde saßen im sonnigen Hinterhof vor dem fruchtbehangenen Pfirsichbaum. Die bekannte „schwarzbunte Hofkuh“ im Rücken. Leckere Mozzarella-Tomatenspieße ließen den Gästen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Regenschirme verwandelten sich zu Sonnenschirmen. Kein Tropfen fiel vom blauen Himmel, die Pianotasten glitzerten.

Unsere Texte, die immer wieder Bezug zu den Leseorten nehmen, knüpften auch an die Milch- und Käsewirtschaft an. Mit Frischmilch und Topfenstrudel führte ich die Zuhörer in die Steiermark der 1970er Jahre. Wir Landkinder schöpften tassenweise Frischmilch aus den Milchkannen, am Küchenfenster gerann die weiße Pracht, in abgehängten Baumwollwindeln bildete sich der krümelige Topfen. Topfenknödel und Topfenstrudel waren fester Bestandteil des wöchentlichen Speiseplans.

Lyrisch ließ Katharina Eismann Herrn Ricotta anrücken, die ausgehungerten Käsetouristen im Hinterhof am schiefen Parkplatz rocken, die Kuh im hessischen Wiesengrund kalben. Gisela Wölbert erweckte das Dorfbackhaus ihrer Kindheitstage zum Leben, ließ den Duft des frischen Brotes am Mozzarella vorbeiziehen. Von Liebe und Urlaub las Ingrid Walter, vom allmählichen Erwachen am Morgen Leo Pinkerton. Wolf-Dieter Köster rundete die literarischen Texte mit sicheren Tastenfingern ab.
Nach einer literarischen Sommerpause geht es am 3. September um 12:00 Uhr im Offenbacher Hafengarten am „blauen Waggon“ weiter.

Hoflesung-L'abbate1

Hoflesung-L'abbate2